Wiederentdeckt (wie bei Klitoris) - Rete ovarii

Projektunabhängige Entdeckungen, Forschungen und Spekulationen
Nachricht
Autor
Benutzeravatar
X1900AIW
TuX-omane
TuX-omane
Beiträge: 2910
Registriert: 05.01.2008 16:34

Wiederentdeckt (wie bei Klitoris) - Rete ovarii

#1 Ungelesener Beitrag von X1900AIW » 13.06.2025 09:46

Anatomie: "Teil des weiblichen Körpers wiederentdeckt", 13.06.2025
https://www.tagesschau.de/wissen/forsch ... t-100.html

Ist das wichtig oder kann das weg? :wink: :rainbowafro: Wer hat´s gefunden ... eine Frau! :good:
(...) Es war eigentlich ein normaler Tag für Jennifer McKey an der University of Colorado. Die Entwicklungsbiologin untersuchte die Entwicklung von Eierstöcken in Mäusen. Ihr Ziel heute: Herausfinden, wie sie die Zellen des Eileiters so markieren kann, dass sie unter dem Mikroskop rot leuchten. Mit Erfolg: “Als ich mir die gefärbten Eierstöcke angeschaut habe, habe ich zuerst den schönen Eileiter gesehen.“ Alles wie erwartet. "Aber dann habe ich die Eierstöcke gedreht - auf die Seite, die näher am Rücken der Maus liegt. Und plötzlich habe ich gefärbte Zellen gefunden, die wie ein Hufeisen am Boden der Eierstöcke lagen und eine sehr auffällige Struktur aus Röhren, die mit den Eierstöcken verbunden war.“

Eine Überraschung für die Entwicklungsbiologin. Und ein Rätsel. "Ich hatte keine Ahnung, was das war. Die Struktur war in keinem Lehrbuch, auch nicht in der aktuellen Literatur.“ Sie ging zu ihrer Mentorin Blanche Capel - doch die wusste auch nicht, was sie dort sahen. Also wälzten sie einige alte Anatomiebücher und wurden fündig.

Die Struktur an den Eierstöcken war das Rete ovarii. Ein Gewebe, das bereits vor 150 Jahren auch beim Menschen beschrieben wurde, aber dann wieder aus den Anatomiebüchern verschwand. (...)

Die Untersuchungen von McKey und ihren Kolleginnen zeigte: Rete Ovarii besteht aus mehreren Teilen. Einer umgibt das untere Ende der Eierstöcke, einer sieht aus wie ein Geflecht aus kleinen Röhren und ein Teil ist sogar in den Eierstöcken selbst zu finden. Sie alle haben wahrscheinlich unterschiedliche Funktionen. Vieles ist noch unklar. Doch Rete ovarii könnte eine Rolle im Hormonhaushalt spielen und wichtig für die Embryonalentwicklung der Eierstöcke sein. Offenbar gibt es auch einen Zusammenhang zur Entstehung von Zysten.(...)

Dass dieses Eierstock-Anhängsel so weit verbreitet ist unter den Säugetier-Weibchen - inklusive des Menschen - deutet auf darauf hin, dass es einen Nutzen hat. Davon ist auch die Entwicklungsbiologin McKey überzeugt: "Es ist nicht nur ein Überrest. Rete ovarii bleibt das ganze Leben lang erhalten, während der kompletten Entwicklung." Auch der auffällige Aufbau zeige: Rete ovarii muss einen Nutzen haben - auch wenn noch nicht vollständig erforscht ist, wie der aussieht.

In wissenschaftlichen Zeichnungen tauchte Rete ovarrii lange nicht mehr auf. Man dachte, die Struktur habe keine Funktion und ließ sie weg. Dass Rete ovarii historisch so unterschätzt wurde, ist kein Einzelfall. Da wäre zum Beispiel die Klitoris. (...)

Die Klitoris ist ein etwa zehn Zentimeter großer Schwellkörper, der für die sexuelle Erregung bei Frauen eine große Rolle spielt. "Ich finde das schwierig. Das ist genauso, als würden wir das männliche Becken ohne Penis abbilden." Das habe historische Gründe, so Mangler: "Wenn man sich das anguckt, dann durften Frauen ganz lange auch zum Beispiel nicht Medizin studieren. Und die Anatomen vor ein paar hundert Jahren, die waren alle männlich und unter sich.“ Zwar hätten sie die Klitoris beschrieben und untersucht: "Aber sie wussten nicht so richtig, was sie damit anfangen sollen und wozu dieses Organ notwendig ist. Und nach und nach ist dieses Wissen verlorengegangen aus den Anatomiebüchern." (...)

Wäre Rete ovarii ein Teil der männlichen Anatomie - wahrscheinlich hätte man es viel früher ernst genommen, sagt Jennifer McKey. "Das weibliche Fortpflanzungsystem, der weibliche Körper, die weibliche Gesundheit, all das wurde in der Forschung stark vernachlässigt. Das ist kein Geheimnis mehr“, so die Entwicklungsbiologin. Was genau Rete ovarii im Körper macht, wird jetzt weiter erforscht.(...)
Links:
https://de.wikipedia.org/wiki/Eierstock
https://en.wikipedia.org/wiki/Rete_ovarii
https://elifesciences.org/articles/96662 ("Rediscovering the rete ovarii, a secreting auxiliary structure to the ovary")
https://scisimple.com/de/articles/2025- ... s--ak5l4pz ("Das Rete Ovarii: Ein Schlüssel zur Gesundheit des weiblichen Fortpflanzungssystems")

https://www.it-boltwise.de/neuentdeckun ... rkeit.html ("Neuentdeckung im weiblichen Körper: Rete Ovarii als Schlüssel zur Fruchtbarkeit?"; Zitatquelle für unten)
(...) Im Mittelpunkt steht das Rete Ovarii, ein bisher als nutzlos betrachtetes Organ, das nun als entscheidend für die Entwicklung der Eierstöcke und die Fruchtbarkeit angesehen wird. (...)
Die aktuelle Forschung, veröffentlicht im Journal eLife, zeigt jedoch, dass das Rete Ovarii in drei verschiedene Regionen unterteilt ist und auf hormonelle Signale reagiert. Diese Entdeckung könnte weitreichende Auswirkungen auf das Verständnis der weiblichen Fortpflanzungsorgane haben. Die Forscher schlagen vor, das Rete Ovarii als integralen Bestandteil des weiblichen Fortpflanzungssystems zu betrachten und es in zukünftigen Studien genauer zu untersuchen.(...)

Moderne Techniken wie die Massenspektrometrie haben es den Forschern ermöglicht, die Proteine zu identifizieren, die im Rete Ovarii produziert werden. Ein bemerkenswertes Protein ist das insulinähnliche Wachstumsfaktor-bindende Protein 2 (IGFBP2), das eine Rolle bei der Funktion der Eierstöcke spielen könnte. Diese Proteine könnten die Verfügbarkeit und Aktivität von Wachstumsfaktoren modulieren, die für die Entwicklung der Follikel, die unreife Eier und Hormone tragen, entscheidend sind.

Die Forscher beobachteten auch, dass Flüssigkeit durch das Rete Ovarii in Richtung des Eierstocks bewegt wird, was auf eine aktive Rolle in der Funktion der Eierstöcke hindeutet. Darüber hinaus exprimieren die Zellen des Rete Ovarii Gene, die für eine Vielzahl von Hormonrezeptoren kodieren, einschließlich der für die Sexualhormone Östrogen und Progesteron. Diese Hormone sind entscheidend für die weibliche Fortpflanzung und Gesundheit.

Die Erkenntnisse aus dieser Studie könnten dazu beitragen, neue therapeutische Ansätze zur Behandlung von Erkrankungen des weiblichen Fortpflanzungssystems zu entwickeln. Ein tieferes Verständnis der Rolle des Rete Ovarii könnte auch dazu beitragen, die Fruchtbarkeit besser zu verstehen und zu verbessern. (...)
Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ist ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ist ein Erfolg.
Henry Ford

Antworten

Zurück zu „Wissenschaft“